Studienfahrt Düsseldorf am 05.06.2004

Am 5. Juni 2004, 7,30 Uhr morgens trafen sich 21 Mitglieder und Gäste des Mittelrheinischen Architekten- und Ingenieurvereins zu einer Studienfahrt Richtung Düsseldorf.

Für den Vormittag stand der Besuch des Neanderthal-Museums in Mettmann an. Die Busfahrt ging durch das Bergische Land und endet in einem dicht bewaldeten Tal am Ziel, welches sich dem Auge sehr ungewohnt und gewöhnungsbedürftig darstellt.

Ein ellipsenförmiger, vollverglaster Baukörper aus 50 cm breiten Profilgußglaselementen, die Innenseiten der Glasflächen zusätzlich in einem speziellen Verfahren sandgestrahlt und mit einer Wärmedämmschicht ausgefüllt, präsentiert sich der Baukörper in einem mattschimmernden lichten Grün dem Auge, eingebettet in ein dicht bewaldetes Tal. Die Fassade trügt auf den ersten Blick. Die einfallende Sonnenwärme wird von einer auf der Rückseite aufgebrachten, nicht sichtbaren Leichtmetallblechverkleidung - mit gleichzeitiger Funktion als Dampfbremse - zurückreflektiert. Das Ganze ist vor einem homogenen Stahlbetonbaukörper vorgeblendet, welcher sich im gesamten Innenbereich mit Sichtbetonflächen darstellt. Die Glasfassade ist mit einem spiralförmig umlaufenden und ansteigenden Band gegliedert, welches die Geschossebenen nach außen vermittelt.

Der ellipsenförmige und auf der Rückseite wellenförmig geformte Grundriss wird symbolisch mit der Eiform der Amöbe als Urzelle der Evolution verglichen. Der Zugang ist das Gegenteil von dem, was man als einladendes Portal versteht. Zurückhaltend und seitlich angeordnet stellt er sich als kleine Einlasspforte dar. Zurückgehalten hat dies den Einlassinteressierten nicht. Die Besucherfrequenz des Museums ist ungewöhnlich hoch, sie konnte bereits in den ersten 4 Wochen nach der Eröffnung 1998 30 000 Besucher aufweisen.

Die Ausstellungsebenen umrunden bandförmig und ansteigend in Form einer Spirale - gleich Unendlichkeit - das Innere und vermitteln damit symbolisch einen weiteren Hinweis auf die Evolution des Menschen. Sie führen durch die verschiedenen Human-Evolutionsstufen vor 7 Millionen Jahren mit dem Australopithecus, dem Homo Habilis und Neanderthaler bis ins 21 Jahrundert. Oben angekommen blickt der Besucher durch ein über den Baukörper hinausweisendes, großflächig verglastes "Fenster" beziehungsreich auf den Ort, an dem vor 148 Jahren die Knochen des Neanderthalers gefunden wurden.

Der Kern ist offen gestaltet und nimmt ein gradlinig durchlaufendes Treppenband in Form einer Himmelsleiter auf, untergliedert durch Treppenpodeste, welche den Zugang zu den Ausstellungsebenen erschießen.

Mit einer sparsamen, punktuellen Ausleuchtung mit Niedervolt-Deckenstrahlern wird ein hohlenförmiger Charakter der Räumlichkeit vermittelt.

Die Ausstellung gliedert sich in die einzelnen Abteilungen "Ein Tal und sein Geheimnis - Leben und Überleben - Werkzeug und Wissen - Mythos und Religion - Umwelt und Ernährung - Kommunikation und Medien" auf. Sie vermittelt ständig den Bogen vom Neanderthaler zum heutigen Menschen sowie von der biologischen zur kulturellen Evolution dar.

Eine Düsseldorfer Architektengruppe unter der Führung von Prof. Zamp Kelp, welche aus einem Wettbewerb mit 137 internationalen Einsendungen mit dem 2. Preis hervorging, verwirklichte nach einer Überarbeitung des eingereichten Vorschlages das Projekt bis zu seiner Fertigstellung 1998.

Zu Mittag wurde die Fahrt fortgesetzt mit dem Ziel Düsseldorf Medienhafen. Der Rundgang erfolgte unter der fachkundigen Führung der Düsseldorfer Architektin Solveig Kukelies.

Der 1976 begonnene Umstrukturierungsprozess des Hafenbeckens, dass seine Bedeutung als Handels- und Zollhafen durch rückläufigen Umschlag verlor, führte zu attraktiven Standorten für Unternehmen aus den Bereichen Medien, Kommunikation und kreativen Berufen - heute von der Stadt Düsseldorf in der Werbung als "Medienmeile" hervorgehoben.

Die planerische Grundlagen wurden von der Stadt entwickelt und in Bebauungsplänen festgelegt, wobei die alten Straßenverläufe sowie die Kleinteiligkeit der Parzellen beibehalten wurde.

Die Umwandlung begann 1982 mit dem Bau des 234 m hohen Rheinturm von Prof. Harald Deilmann und dem angrenzenden Neubau des Landtags des Landes Nordrhein-Westfalen der Architekten Eller, Moser und Walter im Bereich des aufgeschütteten Hafenbeckens des ehemaligen Berger Hafens, umgeben von den Rheinparkanlagen Bilk und dem angrenzenden Yachthafen im ehemaligen Zollhafen.
Die Schaffung des Terrains erfolgte nach einer Drohung des Landtages mit einem Umzug in die Konkurenzstadt Köln, welche mit großzügigen Angeboten lockte. Erforderlich war hierbei der Abriss der Rheinhochstraße und eines Parkhauses sowie die Tieferlegung der Rheinuferstraße. Diese aufwendigen Maßnahmen sicherten die Anbindung des vorher isolierten Landtages an die Stadt.

Im Osten ragt mit 80 m das Stadttor der Düsseldorfer Architekten Petzinka und Punk in die Höhe. Es steht über dem südlichen Tunnelmund der tiefergelegten Rheinuferstraße und bildet mit dem vorgelagerten Bürgerpark das Ende der Rheinuferpromenade.

Die nächste Bauphase bildete das Hafenbecken zwischen Zoll- und Kaistraße. Das neue Erscheinungsbild wird zum einen von der Einhaltung denkmalgeschützter Gebäude - wie das ehemalige Schalthaus zwischen Kai- und Speditionsstraße sowie Speicher- und Mühlengebäude in der Speditionsstraße - aber auch von Teilen wie die Einhaltung der Gleisanlagen geprägt. Eine Reihe neuerstellter Solitäre international renommierter Planungsbüros beleben die Gebäudezeilen entlang der Kai- und Speditionsstraße.

Den Anfang am nordöstlichen Kopfende des ehemaligen Zollhafens und jetzigen Yachthafens bildet der Westdeutsche Rundfunk der Architekten Parade, in Fortsetzung die 3-teilige Bebauung "Der Neue Zollhof", ursprünglich in Planung der Architektin Zahid, ausgeführt jedoch von dem kalifornischen Architekten Frank O. Gehry. Die 3 Baukörper mit wechselnden Fassadenverkleidungen in Putz, Edelstahl und Klinker.
Mit einem Abstecher in die Kaistraße das "Haus der Architekten" der Darmstädter Architekten werk.um.

Markant der 3-teilige Gebäudekomplex Kaistraße 16 - 18 der Architekten Steven Holl - USA, Ingenhoven und Overdieck - Düsseldorf und dem Londoner Architekten Davin Chipperfield mit dem gemeinsamen Bauherrn Helge Achenbach. Im Anschluss beteilgt die Architekten Hentrich und Petschnigg mit einem Neubau sowie mit Anbau, Umbau und Sanierung die Architekten Rhode, Kellermann und Wawrowsky. Den Abschluss der Kaistraße bildet das Hochhaus "Dock Düsseldorf von Joe Coenen - Niederlande.

Spektakular am Kopfende des Hafens der "Wolkenbügel" des düsseldorfer Architekten Norbert Wansleben mit einem auf Stützen stehenden 92 m langem Riegel und 35 m in das Hafenbecken auskragenden Kopfteil, das denkmalgeschützte alte Schalthaus überragend.

Die Speditionsstraße auf der Westseite präsentiert sich mit vielfältigen Strukturen und unterschiedlichen Höhen alter und neuer Gebäude. Zu diesem Spannungsfeld trägt die Alte Mälzerei von 1897, das ehemalige Silo sowie das Villa-Gebäude bei.
Zur Verbesserung der Anbindung der Speditionsstraße an die Innenstadt im Kopfbereich ist ein Brückenneubau geplant.

Der späte Nachmittag wird zu einem Bummel entlang der Rheinuferpromenade und anschließendem Gang durch die Altstadt und die Königsallee genutzt und endete mit einer erholsamen Einkehr in der düsseldorfer Altbiermeile.

Der MAIV dankt unserem Kollegen Peter Adam für die vorzüglich vorbereitete Studienfahrt und die vorliegende Ausarbeitung. Die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen können 4 Fortbildungspunkte zur Anrechnung bringen.

 
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