10.10.2003 - Exkursion zur Firma Opel in Rüsselsheim

Um 14.30 Uhr am 10.10.2003 starteten 20 Kolleginnen und Kollegen mit dem Bus in Richtung Rüsselsheim.
Herr Müller musste zu Beginn der Fahrt verkünden, dass an diesem Freitag die Produktion ruht (wie auch schon am Donnerstag den 09.10.2003). Diese Nachricht hatte der MAIV sehr kurzfristig erhalten.

Was zunächst als nachteilig anzusehen war, entpuppte sich bei der Werkstour jedoch durchaus als Vorteil, da wir dadurch viel näher „an das Geschehen“ heran konnten.

Von Freitagnachmittagsstaus blieben wir verschont, so dass einer pünktlichen Ankunft nichts im Wege stand. Im Opel Live Pavillon, in unmittelbarer Nachbarschaft der Opel-Hauptverwaltung (Adam Opel Haus) wurden wir von einem Mitarbeiter von Opel Live und Herrn Rothengatter begrüßt. Herr Rothengatter ist Leiter der Internationalen Planungsabteilung von Opel und hatte sich dankenswerterweise um den Termin bemüht.

Ein Bus von Opel Live fuhr uns in einer langen Schleife um einen großen Teil des Opelgeländes zur ersten Besucherstation, dem Kino. In einem Film mit rasanter Bildfolge wurde die Entwicklung von den Anfangsjahren der Firma Opel bis hin zu einem der modernsten Fertigungswerke der Welt dargestellt. Im Gegensatz zur „späteren Realität“ konnten wir im Film die Roboter des Karosseriebaues in Aktion sehen. Vor dem Kinosaal ist ein kleines Museum mit nostalgischen Fahrzeugen, Erläuterungstafeln, alten Werbeplakaten etc. installiert.
So wurde z.B. auf einem dieser Plakate der Vergangenheit „Der neue 4 PS-Opel“ angepriesen.

Die nächste Station war das Presswerk.

Pressen, so groß wie Einfamilienhäuser, erzeugen mit einem Druck von 6500 Tonnen aus Rohblechen millimetergenaue Formen. Dazu wurde der Umformungsprozess und das Materialverhalten vorher am Computer simuliert.
Da im Presswerk teilweise doch gearbeitet wurde, konnten wir Pressvorgänge aus nächster Nähe beobachten.

Nach Verlassen des Presswerkes fuhr uns der Bus zum Rohkarosseriewerk, auch Robotersaal genannt.

Bis zu 700 Roboterarme greifen und schweißen ca. 460 Blechteile zu einer verwindungssteifen Karosserie zusammen. Alles geschieht vollautomatisch und hochpräzise. Das Dach verschweißen zwei Hochenergielaser.

Die Choreographie dieser (für uns leider nur vorher im Film zu sehenden) atemberaubenden Bewegungsabläufe wurde in dreidimensionalen Simulationen am Computer entwickelt.

Die letzte Station der Werkstour war das neue Produktionsgebäude „Leanfield“, in dem die Fertig- und Endmontage angesiedelt ist.

Insbesondere hier zeigte sich für uns der Vorteil der stehenden Produktion. Wo wir ansonsten über einen Besucherlaufsteg nur einen bestimmten Teil der riesigen Halle aus der oberen Ebene hätten besichtigen können, bestand so keinerlei Einschränkung in der Bewegungsfreiheit.

Hautnah konnten wir uns die einzelnen Bereiche ansehen, auch wenn die Atmosphäre mit überall herumhängenden oder- stehenden Blechkarosserien, Motoren, Fahrwerken etc. einschließlich der Stille des Raumes schon etwas Gespenstiges hatte.

In der Fertig- und Endmontage findet die sogenannte „Hochzeit“ statt, ein von Opel erfundenes und heute weltweit angewandtes Montagesprinzip.

Dabei werden Fahrwerk und Karosserie getrennt vormontiert und erst in der Endmontage zusammengefügt.

Aus den bekannten Gründen konnten wir keiner Hochzeit als Trauzeugen beiwohnen.

Neben den produktionstechnischen Beiträgen in den einzelnen Gebäuden ging Herr Rothengatter als „Baufachmann“ auch intensiv auf die Bauweisen, die Konstruktionen, die Entstehungszeiten etc. ein.

Bei dem neuen „Leanfield“ - Produktionsgebäude handelt es sich um eine Stahlrahmenkonstruktion aus Fachwerkriegeln und Profilstahlstützen mit Regelspannweiten von 16 bzw. 24 m.
Die Bühnen der oberen Ebene, wie auch der Besucherlaufsteg, sind zum überwiegenden Teil an die Fachwerkbinder angehängt.

Die gegenseitige Beeinflussung dieser beiden gekoppelten Systeme mussten insbesondere auch im Hinblick auf Verformungen statisch als Gesamtsystem untersucht werden.

Die Rückfahrt zum Opel Live Pavillon durch das Opelgelände war von weiteren Erläuterungen unserer „Reiseleitung“ und vielen Fragen unsererseits begleitet.

So erfuhren wir auch, dass ein Auto aus ca. 25.000 Einzelteilen (jede Schraube einzeln gerechnet) zusammengesetzt wird.

Nach gut 2 Stunden war die Werksbesichtigung beendet.

Mit je einer Ausgabe der Broschüre zur 125-Jahr-Feier bedankte sich der MAIV bei den beiden „Begleitern“.

Zurück auf dem Parkplatz fuhren wir anschließend zu dem Restaurant "Mainterrasse" in Rüsselsheim, direkt am Main gelegen. Mit feinem Essen, guten Getränken und interessanten Gesprächen ging eine inhaltsreiche Exkursion zu Ende.

Harald Müller

 
strich